Der Autoverkehr ist einer der größten Umweltverschmutzer. Kinder und ältere Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen, leiden häufiger an Allergien.
Im Sommer ist es besonders schlimm: Die Augen tränen, die Nase läuft und der Husten wird immer schlimmer. Wenn Gräser und...
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Quelle: Berliner Zeitung
BLICKPUNKT
Ungesunde Berliner Luft
Linda Tidwell
Im Sommer ist es besonders schlimm: Die Augen tränen, die Nase läuft und der Husten wird immer schlimmer. Wenn Gräser und Bäume blühen, meiden viele Allergiker den Ausflug in die Natur und bleiben in der Stadt. Aber auch die Stadt kann krank machen -Wissenschaftler haben herausgefunden: Wer nahe an einer befahrenen Hauptverkehrsstraße wohnt, leidet häufiger an Allergien. Kinder und Alte betroffen
Der Straßenverkehr hat sich zum größten Luftverschmutzer in allen größeren Städten entwickelt. Etwa 80 bis 90 Prozent der Schadstoffe, die direkt in Atemhöhe abgegeben werden, stammen von Kraftfahrzeugen. Auch in Berlin ist die Schadstoffbelastung hoch. Wissenschaftler vermuten schon lange, dass es einen Zusammenhang zwischen der verkehrsbedingten Umweltverschmutzung und immer häufiger auftretenden Allergien gibt. Besonders betroffen sind dabei Kinder und ältere Menschen. Neue Studienergebnisse bestätigen dies.
Unter Federführung des Helmholtz Zentrums München untersuchten deutsche Wissenschaftler über sechs Jahre, ob zwischen dem Auftreten von Erkrankungen wie Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis und der Belastung durch Luftschadstoffe aus dem Straßenverkehr Zusammenhänge zu erkennen sind. Die Belastung mit Umweltschadstoffen, wie etwa Stickstoffdioxid und Feinstaub erfassten die Forscher in einem mathematischen Modell und berücksichtigten dabei die Entfernung des Wohnortes zu einer Hauptverkehrsstraße als Grad der Luftverschmutzung.
Die Experten untersuchten mehr als 3000 Kinder und beobachteten verschiedene Symptome. Es zeigte sich, dass mit steigender Feinstaub-Belastung asthmatische Bronchitis zunahm, sowie eine Sensibilisierung gegenüber Pollen und anderen häufigen Allergenen. Vor allem Kinder, die näher als 50 Meter an einer Schnellstraße wohnen, haben ein höheres Risiko, an Bronchitis, Asthma oder Ekzemen zu erkranken. Die Forscher stellten nämlich fest, dass solche Kinder häufiger mit Heuschnupfen zu kämpfen hatten als ihre Altersgenossen, die weiter entfernt von einer stark befahrenen Straße wohnen.
Sofern weitere Untersuchungen diesen Ansatz bestätigen, könnte durch eine Reduktion von Stickoxid-emissionen und einer Verbesserung der Luftqualität auch die Zunahme von Allergien eingedämmt werden. In Berlin und anderen deutschen Städten versucht man die Schadstoffbelastung in der Innenstadt durch eine Umweltzone zu verringern.
In Berlin wurde die Umweltzone am 1. Januar 2008 eingeführt. Demnach dürfen sich innerhalb des Innenstadtbereichs nur Fahrzeuge bewegen, die mit einer bestimmten Plakette gekennzeichnet sind.
Fortschritt Umweltzone
Unter diese Regelung fallen rund 80 Prozent der in der Hauptstadt zugelassenen Fahrzeuge. Im Jahr 2010 droht in der Berliner Innenstadt weiteren 134 000 Autos ein Fahrverbot, denn dann tritt die zweite Stufe der Umweltzone in Kraft.
Der Nutzen dieser Regelung ist unter vielen Autofahrern zwar immer wieder umstritten. Doch der Leiter des Forscherteams am Institut für Epidemiologie des Helmholtz-Zentrums Joachim Heinrich wertet das Inkrafttreten der Umweltzonen in vielen Städten als einen Schritt in die richtige Richtung: "Sie mögen zwar nur eine geringfügige Reduktion der Gesamtmasse des Feinstaubs bewirken, aber die Stoffe aus dem Straßenverkehr sind besonders toxisch -und gerade dieser giftige Teil wird durch Umweltzonen reduziert."
Schadstoffe:
Smog
Aus dem Englischen wurde dieser Begriff abgeleitet, denn die Mischung aus Rauch und Nebel bedeutet auf Englisch: Smoke und Fog = Smog. Feinstaub
Mit dem bloßen Auge ist der nur wenige Mikrometer messende Feinstaub nicht erkennbar. Er kann natürlichen Ursprungs sein, etwa durch aufgewirbeltes Erdreich. Überwiegend entsteht er jedoch bei Verbrennungsprozessen in der Industrie und den Haushalten, in der Landwirtschaft und im Verkehr. Feinste Partikel wie zum Beispiel Dieselruß verursachen ernste gesundheitliche Schäden.
Stickstoffoxid
Stickstoffoxid ist eine Sammelbezeichnung für die gasförmigen Oxide des Stickstoffs. In der Luft reagiert Stickstoffmonoxid zu dem gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxid. Als Luftschadstoffe treten Stickstoffoxide bei Verbrennungsprozessen auf. Verursacher sind Industrie, Gewerbe, Feuerungsanlagen und der Kraftfahrzeugverkehr.
Benzol
Benzol ist eine farblose Flüssigkeit mit charakteris-tischem Geruch. Es gehört zu den aromatischen Kohlenwasserstoffen. Der hochgiftige Kohlenwasserstoff Benzol entweicht unter anderem beim Betrieb von bestimmten Verbrennungsmotoren (Ottomotoren). Bereits kleinste Mengen sind schädlich.
Ozon
Das Gas ist natürlicher Bestandteil der Atmosphäre. Während es in den oberen Luftschichten als Schutz vor der UV-Strahlung der Sonne wirkt, bereitet es in Bodennähe Probleme. Vor allem im Sommer führen hohe Ozonwerte zu Augenbrennen, trockenem Husten und Beklemmungsgefühlen.